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Der Wunderbaum

Es war einmal ein kleines Dorf in einem fernen Land. Die Menschen in diesem Dorf waren so arm,, sie konnten sich kaum Schuhe leisten und es kam auch öfter vor, dass sie hungrig zu Bett gehen mussten, weil auf dem verflixten grau-blauen Boden einfach nichts richtig wachsen wollte.

Fast täglich gingen die Menschen dieses Dorfes mit Sorgen ins Bett und beteten zu Gott, dass er ihnen endlich eine Rettung schicken möge, und schon mancher hatte das Dorf verlassen, um eine bessere Zukunft zu suchen.

Eines Tages kam ein fremder Mann im Dorf vorbei. Das war ansich schon einen Seltenheit, denn das Dorf war ziemlich abgelegen und es verirrte sich selten jemand dahin. Dieser Mann strahlte eine innere Ruhe aus, die jeden ansteckte. Seine Augen leuchteten zufrieden, obwohl auch er abgenutzte Kleider trug und fast kein Gepäck dabei hatte. Neugierig und freundlich nahmen die Dorfbewohner den Mann bei sich auf. sie teilten mit ihm das wenige Essen, dass sie hatten, zeigten ihm ihre Hütten und erzählten ihm auch von ihren Sorgen. Der Mann hörte sich alles an, ruhig und geduldig. Und dann, als er den graublauen Boden sah, lachte er plötzlich laut auf und sagte: "Dann habe ich etwas für euch! Ich suche nämlich schon lange nach solch grau-blauem Boden.

Er griff in seine Manteltasche, zog ein paar Dinge hervor und fand schliesslich eine kleine Nuss, die er in die Höhe streckte, damit alle sie sehen können. "Diese Nuss", erklärte er ihnen,"stammt von einem Baum, der nur auf graublauem Boden wächst. Er wird in kurzer Zeit ziemlich gross. Die Nüsse sind essbar und werden euren Hunger beenden. Aber eines müsst ihr wissen: Der Baum muss sehr sorgfältig gepflegt und geschnitten werden, sonst bringt er euch Unglück!"

Der Mann zeigte suchte mit ihnen zusammen einen geeigneten Platz für den Baum aus und sie pflanzten gemeinsam die braune Nuss ein.

Und tatsächlich, der Baum wuchs innerhalb 3 Jahren so stark, dass das ganze Dorf sich ernähren konnte und schon ein Jahr darauf blieben genug Nüsse übrig, um sie auf dem nächsten Markt zu verkaufen und mit dem Geld neue Schuhe für alle Kinder zu kaufen. Die Dorfbewohner waren glücklich und zufrieden und pflegten und hegten ihren Baum gut. Er machte starke, breite Wurzeln und Äste und blühte jedes Jahr schöner und reicher.

Natürlich kamen die Dorfbewohner auf die Idee, einen zweiten und einen dritten Baum zu pflanzen und noch mehr Nüsse zu verkaufen, auf dem Markt und im ganzen Land. Die Nüsse waren sehr beliebt und die Menschen des Landes zahlten gerne einen guten Preis dafür. Nun wurde das Dorf und seine Bewohner reich und berühmt. Nicht nur Kleider und Schuhe konnten sie sich nun leisten, nein, sie bauten sich neue, schicke Häuser, unternahmen Reisen, kauften sich Schmuck, Möbel und alles, was man isch so vorstellen kann. Auch ganz unnütze Dinge konnten sich die Dorfbewohner nun kaufen und sie waren so glücklich, wie noch nie.

Bald gewöhnten sie sich an den Wohlstand. Die Kinder, die nun im Dorf auf die Welt kamen, kannten die Not von früher gar nicht mehr und glaubten, dass es immer so war und immer so weitergehen würde. Und ja, warum nicht? Sie pflegten ihre Bäume gut, vermehrten sie sogar und hatten auch immer ein paar Nüsse im Vorrat, damit sie neue pflanzen konnten, falls mal einer sterben würde.

 

Etwa in dieser Zeit war es, dass einigen Naturliebhabern​ auffiel, dass die hübschen blauen Blümchen, die früher überall auf dem graublauen Boden geblüht hatten, unter den Bäumen nicht wachsen konnten. Und anscheinend waren auch die gelben Sternblumen, die im Frühling als erstes ihre Köpfe aus der Erde steckten, nicht so gerne unter den grossen Bäumen, den diese warfen auch im Winter viel Schatten mit ihren vielen grossen Ästen.

Das Dorf wurde berühmt und immer mehr Menschen wollten in seine Nähe ziehen um vom Wohlstand zu profitieren. Die Dorfbewohner waren auch ganz froh darum, denn inzwischen gab es so viele Nüsse, dass sie wirklich Hilfe beim ernten und verpacken gebrauchen konnten. Ausserdem war es natürlich praktisch, wenn es in der Nähe alles, was das Herz begehrt zu kaufen gab, und man nicht durchs halbe Land reisen musste, um einzukaufen. So wurde das kleine Dorf ein grosses Dorf, dann eine kleine Stadt, dann eine grosse Stadt und wuchs immer weiter, genauso wie die Bäume.

Im 77. Jahr nach dem der erste Baum gesetzt worden war, geschah es zum ersten Mal, dass die Bäume nicht so viele Nüsse abwarfen, wie vorher. Menschen rätselten, was die Ursache sein könnte. Waren die Bäume zu alt? Also pflanzten sie auf dem Blumenhügel zur Sicherheit noch ein paar neue Wunderbäume und konnten so die Ernteeinbusse auszugleichen, die rätselhafterweise auch in den nächsten Jahren andauerte.

Einige Jahre später entdeckten dieselben Naturliebhaber, dass nicht nur die blauen Blumen und die Sternblumen seltener wurden, sondern auch die kleinen weissen Fliegen, die früher immer auf den Blumenwiesen flogen. Sie fragten beim Stadtrat nach, was er gegen das Blumen und Fliegensterben zu tung gedenke, aber der zuckte nur mit den Schultern. Schön waren die Blumen ja, und die Fliegen niedlich, aber er hatte wichtigeres zu tun.

Aber bei einigen Stadtbewohnern kamen die Zweifel auf.. Sie begannen zu forschen, was über diese Bäume bekannt ist und experimentierten mit ihnen herum. Was sie herausfanden, war mehr als beunruhigend. Die blauen und gelben Blumen waren im Frühling überlebenswichtig für die weissen Fliegen, denn sie ernährten sich von ihnen. Die Forscher schlugen Alarm. Aber leider, ihre Botschaft wurde zwar gehört, aber geändert hat sich nichts. Wie auch! Die Bäume waren überlebenswichtig für die Stadt. Man konnte sie nicht einfach abschneiden um ein paar Blümchen und hübsche Insekten zu retten.

Die Stadt wuchs und wuchs und wurde so wichtig fürs ganze Land, dass sie zur neuen Hauptstadt ernannt wurde. Von nun an wurde das Geschick des ganzen Landes hier bestimmt und alle wichtigen Leute verkehrten hier regelmässig. Das Geld, dass die Nüsse durch den Verkauf in die ganze Welt, abwarfen war zum wichtigsten Motor der Wirtschaft des Landes geworden und so profitierten auch Menschen ganz am andern Ende des Landes und wurden reich und glücklich.

Bis ein paar Jahrzehnte später auch das Anpflanzen von neuen Bäumen nicht mehr ausgleichen konnte, dass die Bäume immer weniger Nüsse gaben. Der Präsident war sehr besorgt und liess eine Expertengruppe zusammenstellen, die erforschen sollte, was die Nussbäume plagt. Die Forscher entdeckten bald die Zusammenhänge: Die verschwindenden Blumen und Insekten. Es ist nämlich so, dass die Nussblüten von hübschen weissen Fliegen bestäubt werden. Und diese kleinen Fliegen ernähren sich von blauen Blumen und ganz früh im Frühling von den gelben Sternblumen, die als erste ihre Köpfe aus der Erde strecken.

Sofort wurden natürlich Massnahmen getroffen. Jeder Bewohner der Stadt wurde aufgefordert, im Garten und in Balkonkistchen blaue Blumen und gelbe Sternblumen anzupflanzen. Und tatsächlich, die Fliegen erholten sich etwas - aber nicht genug.

Man stellte Forschungen an, wie diese Fliegen künstlich gezüchtet werden könnten, und ob es irgendwo im Land auch noch andere Blüten gibt, die sie ernähren könnten. Das stellte sich als sehr schwierig heraus, aber die Forscher sind überzeugt, dass es früher oder später einen Durchbruch gibt.

Das Land stand also vor einem echten Dilemma! Sollten sie einige Bäume abhacken, damit wieder genügend Platz für Blumen und Insekten bleibt? Aber dann könnten sie nicht mehr genügend Nüsse produzieren und vielleicht würde deshalb das Wirtschaftswachstum gebremst und dann gäbe es tausende Arbeitslose im Land...

Ich kenne von dieser Geschichte zwei Enden:

Das Happyend

Es gelang den Wissenschaftern tatsächlich eine Lösung für das Insektenproblem zu finden. Sie konnten den Nektar der beiden Blumen künstlich herstellen und stellten ihn für die Fliegen in kleinen gelben und blauen Kunstblumen bereit. Das half den Insekten tatsächlich, löste aber wieder andere Probleme aus, denn die Produktion war enorm schwierig und brauchte Rohstoffe, die auf der ganzen Welt nur schwer aufzutreiben waren. Fast der ganze Gewinn aus den Nüssen wurde dafür verbraucht. Auf die Dauer war das also auch keine Lösung.
Da liess der Stadtpräsident - trotz zahlreicher ernsthafter Bedenken des Arbeitssministers - fast die Hälfte der Nussbäume fällen. So entstand wieder Platz für die echten Blumen und die Insekten.
Und siehe dam wie es die Forscher vorausgesagt hatten, erholte sich die Natur wieder und die Nussblüten trugen eine reiche Ernte.  Es reichte zwar nicht ganz, um einen ganz so grossen Reichtum zu produzieren - aber ehrlich, eigentlich vermisste niemand das ganze unnütze Zeug, dass die Menschen vorher unbedingt auch noch haben wollten.

Das dramatische Ende

Es gelang den Wissenschaftern tatsächlich eine Lösung für das Insektenproblem zu finden. Sie konnten den Nektar der beiden Blumen künstlich herstellen und stellten ihn für die Fliegen in kleinen gelben und blauen Kunstblumen bereit. Das half den Insekten tatsächlich, löste aber wieder andere Probleme aus, denn die Produktion war enorm schwierig und brauchte Rohstoffe, die auf der ganzen Welt nur schwer aufzutreiben waren. Fast der ganze Gewinn aus den Nüssen wurde dafür verbraucht. Da begannen die Stadtbewohner zu optimieren. Es wurde verboten im Nusswald und überhaupt auf graublauer Erde spazieren zu gehen, weil das die wenigen Blumen schädigen könnte. Die graublaue Erde wurde mit viel Aufwand da gesammelt, wo sie sehr tief war. Damit wurden an andern Orten neue blau-graue Felder angelegt.  Dort wurden dann weisse Fliegen gezüchtet und ihre Kisten wurden dann zur Blütezeit in die Nusswälder gefahren.
Ganz auf die Lösung des Nussproblems konzentriert, merkten die Menschen nicht, dass sie durch ihr Handeln neue Probleme schufen und als sie dies bemerkten, mussten diese natürlich auch gelöst werden, wodurch wieder neue Probleme geschaffen wurden, die gelöst werden mussten.

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