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Gegenzauber

Als ein grosser, mächtiger Zauberer auf einer kleinen Welt namens Erde landete, war er ganz verwundert. Es gab da Wesen, die sich Menschen nannten. Sie hatten einen grossen Teil des Planeten verändert, um ihn für sich zu nutzen. Sie hatten viele Dinge erfunden und erbaut.
Die eine Hälfte der Menschen lebte in grossem Wohlstand und Freiheit. Sie konnten Krankheiten besiegen, besassen wundersame Sachen wie „blecherne Kisten“, die schneller als Geparden fahren konnten und flache Dinge, auf denen Töne und Bilder erschienen und mit denen sie sich mit andern Menschen auf dem ganzen Planeten verbinden konnten. Sie wohnten in luxuriösen Hütten, hatten ein grosses Wissen und mussten eigentlich nie Not leiden. Einige ganz besonders mächtige konnten sich sogar alles leisten, was sie sich wünschten.
Die andere Hälfte dieser Menschen lebte hingegen in armseligen Hütten, hatte kaum genug zu essen, litt unter Krankheiten und schuftete Tag für Tag, damit sie überleben konnte.
Überall konnte der Zauberer auch sehen, dass andere Wesen des Planeten, Tiere und Pflanzen unter dem grossen Reichtum der einen Menschen litten. Flüsse, Luft und Boden waren verschmutzt oder gar vergiftet.
Der mächtige Zauberer fragte nach, warum die Menschen diese Situation dulden.
Da sagten sie: „Ach weisst du, wir sind irgendwie in unserem eigenen System gefangen und finden nicht mehr hinaus.“
„Was ist denn das für ein System?“ fragte der Zauberer.
„Geld“, meinten die Menschen. „Es macht den, der es besitzt frei und mächtig. Deshalb strebt jeder danach, auch wenn er dabei vergisst, was wichtig ist und Freundschaften oder die Natur zerstört.“
„Ein mächtiger Zauber“, sagte der fremde Zauberer, “ein sehr mächtiger Zauber!“
Der Zauberer beobachtete die Menschen sehr lange und gründlich und kam zum Schluss, dass er etwas unternehmen will. Er befürchtete nämlich, dass diese Menschen den ganzen Planeten zerstören werden.
Er zog sich also an einen Kraftort zurück den er in der Nähe entdeckt hatte und begann zu studieren und imaginieren, braute Tränke und sprach geheime Worte.
Nach 7 Wochen war er fertig. Er ging zum mächtigsten Mann dieser Welt und schenkte ihm einen Rapiece.
„Was ist das? Und was soll ich damit?“ wollte der Mann wissen.
„Es ist ein mächtiger Zauber, der dein Land glücklich und gerecht machen wird“, sagte der Zauberer und verschwand.
Der mächtige Mann schaute sein Geschenk verwundert an. Es sah eher unscheinbar aus, nicht wie ein grosser Zauber. Er drehte es um, drückte da ein wenig und drehte oben etwas. Da flogen ganz viele glänzende Sonnenstrahlen heraus. Sie flogen zu allen Menschen der Welt, und zwar zu jedem genau 7000.
Denn Menschen gingen dabei plötzlich die Augen auf. Sie erkannten, dass in allen Dingen, die sie kauften oder verwendeten ebenfalls solche Sonnenstrahlen steckten. Und es war seit dem Zeitpunkt auch nicht mehr möglich, irgend etwas herzustellen, ohne solche Sonnenstückchen hineinzustecken. Die Produzenten waren deshalb bald nicht mehr gewillt, ihre Produkte einfach nur gegen Geld herzugeben, denn ihre Sonnenstückchen wurden immer weniger. Und so entwickelten sich diese Sonnenstückchen bald zu einer 2. Währung.

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Das hatte ganz erfreuliche Auswirkungen. Zuerst einmal bewirkte es, dass die Produzenten Wege fanden, um ihre Dinge mit möglichst wenig Sonnenstückchen herzustellen. Dies hatte positive Auswirkungen auf die Natur, den Boden und die Luft. Auch die Macht es Geldes wurde ein Stück weit eingedämmt. Geld ermöglichte zwar immer noch viel Freiheit und Macht, aber es war nicht mehr das einzige, was wichtig war und die Menschen spürten wieder besser, was im Leben wirklich zählt, nämlich Familie, Freundschaften und Zufriedenheit.Ganz unerwartet hatte der neue Zauber aber noch eine weitere Auswirkung: Genau nach einem Jahr, flogen die Sonnenstückchen alle in den Himmel hoch, tanzten 3 Tage und Nächte lang und flogen am danach wieder zu den Menschen - zu jedem genau 7000 Strählchen. Es nützte gar nichts, dass die reichen Menschen Buchhaltung führten, wie viele Sonnenstrahlen sie hatten, jedes Jahr, genau am Tag, als der fremde Zauberer seine Rapieces gebracht hatte, tanzten Sonnenstrählchen und verteilten sich neu. Jeder Mensch auf der Erde erhielt jährlich gleichviele Sonnenstrahlen und konnte sie nutzen, um seine Bedürfnisse zu decken. Und die Menschen nutzen diese neue Freiheit eifrig. Die einen lebten weiterhin luxuriös und kauften sich die fehlenden Sonnenstückchen bei denen, die nicht so viele brauchten. Andere nutzen die neu gewonnene Freiheit um zu philosophieren, zu malen oder ganz einfach ihre Familie besser durchzubringen.Manchmal sieht der mächtige fremde Zauberer durch seine Kristallkugel auf die Welt. Er lächelt und sieht, dass sie zwar noch nicht perfekt ist, aber eindeutig gerechter und schöner, und dass jetzt nicht nur die Hälfte der Menschen ein anständiges Leben führen kann, sondern alle Menschen, und auch die andern Wesen dieser Welt, die Tiere, Pflanzen, die Erde, Wasser und Luft.

Von Ch. Güttinger

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